Aufgeworfene Erde
Zerstörung und Wiedergeburt der Bergstadt Aue-Bad-Schlema

Tony Cragg: „Stack“, Aue-Bad Schlema
Die Form der 2019 entstandenen, fast vier Meter hohen Bronze „Stack“ von Tony Cragg in Aue-Bad Schlema verfügtdurchaus über eine erdgebundene Ästhetik. Wo nach dem 2. Weltkrieg Uran-Bergbau den Ort zerstörte, erstand nach 1990 der Kurpark neu.
Die Darstellung aufgeworfener Erde findet sich als zentrale Bildmetapher für den Bergbau auch auf der mittleren Tafel des Annaberger Bergaltars.
Dieses am Anfang des 16. Jahrhunderts von Bergleuten beim Nürnberger Maler Hans Hesse in Auftrag gegebene Kunstwerk stellt eine wesentliche Grundlage für die konzeptionelle Ausgestaltung des PURPLE PATH dar.
Mit Tony Cragg zieht ein weltweit renommierter Künstler in den Skulpturenparcours des PURPLE PATH ein. Geboren 1949 in Liverpool, wurde er sehr früh zu großen Ausstellungen wie der documenta 7 und 8 sowie zur Biennale di Venezia, der Bienal de São Paulo oder der Biennale of Sydney eingeladen. 2009-2013 war Tony Cragg Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. Auch in Chemnitz ist er kein Unbekannter, präsentierten die Kunstsammlungen Chemnitz doch 2001 eine große Solo-Ausstellung des Künstlers.


Geformt durch den Bergbau: Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge
Die Bergstadt Aue-Bad Schlema erlitt in seiner jüngeren Bergbau-Geschichte im 20. Jh. eine bis dahin in der Region nie gesehene Zerstörung. Dem Uranabbau durch die Wismut nach 1945 wurde das Kurparkgelände geopfert. Erst gegen Ende der 1990er Jahre wurden die Schächte verfüllt und die Landschaft revitalisiert.
Im neuen Kurpark Bad Schlema steht die Skulptur Tony Craggs in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Wismut-Schacht 7.b, aus dem seit 1947 in einer Tiefe von bis zu 278 Meter Uran für die Sowjetunion gefördert worden war. Entsprechend verweist die patinierte Bronze-Skulptur „Stack“ in Positionierung und Anmutung auch auf dieses prägende Kapitel regionaler Entwicklung.
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Fachsimpeln nach der Einweihung: Tony Craggs Galerist André Buchmann, der Chemnitzer Finanzbürgermeister Ralph Burghart, Kurator Alexander Ochs und Oberbürgermeister Heinrich Kohl (von links)
Uran: Ein Metall schreibt Weltgeschichte im Kalten Krieg
Uran wurde weltweit zum ersten Mal im Erzgebirge entdeckt, gewonnen und verarbeitet, zunächst als Pigment für die Farbherstellung. Nach dem 2. Weltkrieg übertraf der Uranbergbau im Volumen alles, was das Erzgebirge bis dahin in seiner Montangeschichte erlebt hatte. Die Sowjetische AG Wismut förderte das Uranerz für den Bau von Atomwaffen.
UNESCO Welterbe: Rekultivierung weltweit beachtet
Nach 1990 wurden die Bergbaulandschaften dekontaminiert. Dieser Prozess gilt weltweit als Vorbild für erfolgreiche Sanierung. Ein Grund dafür, dass Aue-Bad Schlema ein Bestandteil des UNESCO Welterbes Montanregion Erzgebirge ist. Davon können sich Gäste auf dem Bergbau- und Sanierungs-Lehrpfad ein Bild machen (Start: Museum Uranbergbau).


Erzbergbaulandschaften: Silber, Zinn, Kobald, Uran, Eisen
Silber, Zinn, Kobalt, Uran und Eisen repräsentieren die fünf Erzbergbaulandschaften, welche das UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří charakterisieren.
Jede ermöglicht Gästen einen Einblick in Abbau und Verarbeitung in einzelnen Epochen und veranschaulicht die Bedeutung aus globaler Sicht.
Die Bergstadt: Vom Bergbau zur Boomtown
Der Erfolg eines neuen Stadttyps im 15./16. Jh.
Der Bergbau löste einen enormen Besiedlungsprozess aus. Bis heute prägt er das Erscheinungsbild der Region. Zwischen 1460 und 1560 wurden 31 Städte gegründet bzw. zur freien Bergstadt ernannt, davon 16 auf sächsischer und 15 auf böhmischer Seite. Die größten Bergstädte entwickelten sich zu bedeutenden Wirtschafts-, Bildungs- und Kulturzentren.
Erstes „Berggeschrey“: Das Silber ruft nach Freiberg
Zweites „Bergeschrey“: Schneeberg und Annaberg-Buchholz
Renaissance: Marienberg – erste Idealstadt nördlich der Alpen

Beim Bau Marienbergs ab 1521 wurden erstmals nördlich der Alpen die Prinzipien der Renaissance für eine Idealstadt verwirklicht: quadratischer Zentralplatz sowie rechtwinklige Anordnung von Straßen und Häusern.
Annaberg-Buchholz: Aufgeworfene Erde
Der Bergaltar in St. Annen von Hans Hesse (16.Jh.)
Weithin sichtbar thront St. Annen über der Bergstadt Annaberg-Buchholz. Die spätgotische Hallenkirche mit ihrem grazilen Schlingrippengewölbe ist das Symbol für die Bergbaukultur schlechthin. Auf dem Bergaltar sehen Gäste die älteste Kunstdarstellung des sächsischen Bergbaus aus der Reformationszeit. Aufgeworfene Erde wird zum Sinnbild eines Zeitalters.
