„Zweites Berggeschrey“: Die Bergstadt als wirtschaftliche und kulturelle Boomtown
Große Silberlagerstätten werden im 15. Jh. um Schneeberg und Annaberg-Buchholz entdeckt. Die Vorkommen sind so reich, dass Schneeberg zur Freien Bergstadt (1481) ernannt wird, um weitere Menschen anzulocken. Herausragendes Bauwerk dieser Zeit ist die spätgotische Hallenkirche St. Wolfgang (1516-1540) mit dem Lucas-Cranach-Altar aus der Reformationszeit. Die auch als Bergmannsdom genannte Kirche ist Ziel der jährlichen Bergparade zum „Bergstreittag“ (21.7.). Seit 1498 erinnern die Bergbauvereine an einen erfolgreichen Streik gegen Lohnkürzungen. Heute zeigt sich Schneeberg als die „Barockstadt des Erzgebirges“. Nach dem großen Brand (1719) erfolgte der Wiederaufbau der Stadt, die damals weltgrößtes Abbaugebiet für Kobalt war.
Architektonisch vielfältig ist Annaberg-Buchholz, die erste geplante Bergstadt, die direkt über den Gruben errichtet wurde. Ihre Stadtgeografie reicht von Renaissance bis Gründerzeit, wenn Gäste ihren Blick in der Altstadt schweifen lassen. Sie ist unter und über Tage ein großes Erlebnis: Im Silberbergwerk „Im Gößner“, direkt unter der Altstadt, macht man einen Ausflug ins 15. Jh. Zu jener Zeit veröffentliche der Bergbeamte und Schreiber Adam Ries in der Stadt das erste Rechenbuch in deutscher Sprache und mit arabischen Zahlen. Dies erleichterte die Buchführung sowie Verwaltung enorm und machte europaweit Schule. Weithin sichtbar thront St. Annen. Die spätgotische Hallenkirche mit ihrem grazilen Schlingrippengewölbe ist das Symbol für die Bergbaukultur schlechthin. Auf dem Bergaltar sehen Gäste die älteste Kunstdarstellung des sächsischen Bergbaus aus der Reformationszeit. Damals entstand aus einem Kirchweihwest nach Pfingsten auch die „Annaberger Kät“, seit 1520 eines der ältesten Volksfeste Deutschlands.